Lughnasadh

Jahreskreisfest Lughnasadh

Wir befinden uns gerade in der heißesten Zeit des Jahres. Lugus oder Lug, der Sonnengott, hat die Herrschaft übernommen. Seine Feuerkraft bringt die Früchte zum Reifen und schenkt den Beeren ihre Süße. Getreide wird zu festen Körnern. Pflanzen reichern sich mit kräftigen ätherischen Ölen, Balsamen und Harzen an. Er führt das Gewordene zum Verblühen, zum Versamen und zur Auflösung des Schöpfungszyklus. Es ist die Vollendung und die Vervollkommnung des erfüllten Schicksals.

Er hat sich mit Annona, der Kornmutter, der Matrone mit dem Füllhorn, der Ernährerin der Welt vermählt. Sie ist weise genug, um zum rechten Zeitpunkt mit ihrer goldenen Sichel einen klaren Schnitt zu setzen. Sie löst und durchtrennt, was durchtrennt und gelöst werden muss, damit das Leben weiter bestehen kann. Es ist ein Akt des Loslassens, aber auch des Annehmens. Gemeinsam werden sie bis zur Herbsttagundnachtgleiche regieren.

Der Höhepunkt der Sammelzeit der Kräuterfrauen ist angebrochen. Pflanzen besitzen zu dieser heißen Zeit ihre dreifache Wirkung. Durch die Hitze enthalten sie jetzt die höchste Konzentration an ätherischen Ölen und Wirkstoffen. Diese Zeit wird auch Frauendreißiger genannt, die mit Maria Himmelfahrt beginnt und bis zu Maria Geburt andauert. Heilkräuter wurden zu Kräuterbuschen gebunden, getrocknet und dienten über das Jahr als Hausapotheke, aber auch als Schutz vor Dämonen und Unwetter. Traditionell bildete die Königskerze die Mitte. Rundherum wurden dann, je nach Größe, weitere Heilkräuter, wie Schafgarbe, Kamille, Mutterkraut, Eisenkraut und viele weitere gebunden.  

Diese besondere Zeit wurde von unseren Vorfahren zum Augustvollmond gefeiert. Das Jahreskreisfest Lughnasadh war ein Fest der Fülle, der Ernte, der Dankbarkeit sowie der Verehrung der fruchtbaren Mutter Erde und ihres männlichen Begleiters. Der ewige Kreislauf von Leben und Sterben ist jetzt deutlich spürbar. Diese Zeit lädt uns ein, in uns zu lauschen. Welche Ernte konnte ich heuer für mich persönlich einbringen? Welche Samen, die ich heuer gesät habe, sind aufgegangen? Welche Samen haben sich nicht entwickelt und haben mit gezeigt, dass sie nicht zu mir gehören?